Die Überraschung in Deutschland war gross, als Marie-Luise Dött vor einigen Tagen an einer Veranstaltung sagte, sie betrachte Klimaschutz als eine Ersatzreligion. Dött ist nicht irgendeine Klimaskeptikerin, sondern die umweltpolitische Sprecherin der CDU/CSU-Fraktion im Bundestag. Diejenigen, die es wagten, am Klimaschutz zu zweifeln so Dött weiter , «können geächtet werden, die müssen eventuell auch beichten, die müssen dann ins Fegefeuer oder kommen sogar in die Hölle, wenn sie ganz schlimm sind». Von freier Wissenschaft könne bei der Klimaforschung keine Rede sein, meinte sie.
Die Empörungswellen gingen nach Dötts Aussagen hoch. Die Ächtung setzte sofort ein. Hermann Ott, Sprecher der deutschen Grünen für Klimaschutz, bezeichnete Marie-Luise Dött als «peinliche Witzfigur». Die CDU sei aufgefordert, sich von den Äusserungen Dötts zu distanzieren. Auch die SPD-Bundestagsfraktion liess verlauten, das «schlägt dem Fass den Boden aus», und man sei «fassungslos». Die Haltung Dötts sei «Zynismus pur». Sie habe sich damit «aus jeder seriösen umweltpolitische Debatte verabschiedet», empörte sich die SPD weiter. Dött müsse darum «sofort abgelöst werden.» Selbst in der CDU gab es gemäss der Zeit Stimmen, die die Äusserungen ihrer Parteikollegin als «absoluten Irrsinn» bezeichneten und orakelten, dass die nächsten Tage für sie nicht angenehm würden.
In Grossbritannien wurde wissenschaftliche Kritik also nicht nur zugelassen, sondern sogar akzeptiert. So etwas ist in Deutschland derzeit undenkbar. Marie-Louise Dött musste nach ihren Äusserungen schwören, dass sie dennoch für eine ambitionierte Klimapolitik sei. Das war die Voraussetzung, dass sie nun als umweltpolitische Sprecherin der CDU/CSU-Fraktion wiedergewählt worden ist.
Die deutsche Diskurspolizei hat also zugeschlagen. Sarrazin lässt grüssen.